Gesangspädagoge
Stimmentwicklung als Beitrag zur Individuation des Menschen
Jeder Mensch hat seine unverwechselbare Stimme. Diesen ureigenen Stimmklang zu entdecken, zu fördern und zu pflegen ist Aufgabe des Gesangsunterrichts und der Stimmbildung. So verstanden sind Gesangsunterricht und Stimmbildung ein wesentlicher Beitrag zur Individuation des Menschen.
Ich arbeite prozeßorientiert. Natürlich kann ich - wenn es die Situation der Klientin, des Klienten verlangt - auch leistungsorientiert unterrichten, aber nach meiner Überzeugung und Erfahrung ist der prozeßorientierte Zugang vielleicht zeitintensiver, aber bestimmt nachhaltiger und persönlichkeitsbildender, weil er den Menschen dort abholt, wo er jetzt ist.
D.h. ich versuche die Übungen immer für den Menschen, mit dem ich jetzt grad arbeite, maßzuschneidern. Ich gehe dabei so vor, daß ich ausgehe von einem bewährten Übungsansatz und diesen Ansatz dann für die vor mir stehende Individualität und den jetzigen Moment adaptiere. Von da aus suche ich den weiteren Weg in einer Art Dialog: was mir vom Gegenüber entgegenkommt, beeinflußt meine Intervention. Nicht ich bin der Lehrer, der weiß was „richtig“ ist, sondern der Mensch selbst baut seine eigene Stimme auf aus seinen ureigenen, ihm vielleicht zunächst noch verborgenen Quellen. Ich bin in der Rolle dessen, der gewissermaßen die Leitplanken bietet auf dem Weg der Suche, in der Rolle dessen, der Ideen gibt, wie er oder sie besser ans Ziel kommen kann. „Besser“ im Sinne von: für den individuellen Menschen sich jetzt stimmig anfühlend. Das ist beinah immer auch eine physiologisch adäquatere Lösung und führt zu einem durchlässigeren Klang, „stimmt“ eben. Jeder Mensch hat dabei sein eigenes Entwicklungs-Tempo, seine eigenen Bedürfnisse, die es voll zu respektieren gilt.
Analoges gilt auch für die Literaturauswahl, wo ich den SchülerInnen/KlientInnen viel Freiheit lasse für Vorschläge.
